Bridging Fields in Creativity Research: Wie unser Denken kreativ wird
Expert*innen verbinden Disziplinen der Kreativitätsforschung
Kreative Prozesse und ihre Mechanismen in unserem Nervensystem standen im Fokus der Konferenz „Bridging Fields in Creativity Research“. Die interdisziplinäre Tagung fand Mitte September im historischen Alten Amtsgericht in Oppenheim statt. Die Organisatoren Jens-Bastian Eppler und Matthias Kaschube vom Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) und Simon Rumpel vom Forschungszentrum für Translationale Neurowissenschaften (FTN) der Universitätsmedizin Mainz brachten über 50 führende Wissenschaftler*innen aus den Neurowissenschaften, der Psychologie und der künstlichen Intelligenz zusammen, um die neuronalen Mechanismen hinter der Kreativität zu untersuchen.
Die Rhein-Main-Universitäten (RMU) unterstützten die Konferenz im Rahmen der Förderlinie „Förderung der RMU-Vernetzung in innovativen Projekten“. Im Rahmen dieser Förderlinie, die Teil des Initiativfonds Forschung ist, können sich neue, innovative RMU-Kooperationsprojekte um eine Anschubfinanzierung in Höhe von 20.000 bis 40.000 Euro pro Jahr für Netzwerkaktivitäten bewerben.
Der renommierte Gedächtnisforscher Daniel Schacter (Harvard University) eröffnete die Veranstaltung mit einem Vortrag über die Beziehung zwischen Kreativität, Gedächtnis und Vorstellungskraft und legte damit den Grundstein für die weiteren Sitzungen. An den folgenden drei Tagen behandelten die Redner*innen ein breites Spektrum an Themen, vom assoziativen Denken bis zur neuronalen Dynamik der Kreativität.
Roger Beaty (Penn State University) hob in seinem Vortrag hervor, dass die Verknüpfung nicht-zusammenhängender Ideen für kreative Problemlösungen entscheidend ist, während Yoed Kenett (Technion, Israel) beschrieb, wie Gehirnnetzwerke in Momenten kreativen Denkens zusammenarbeiten. Jaan Aru (Universität Tartu) erörterte die Steuerung unserer Gedanken und stellte dar, wie sich das Gehirn durch abstrakte Ideen bewegt. Caroline di Bernardi Luft (Brunel University London) untersuchte, wie Alpha-Oszillationen bei kreativen Prozessen eine Rolle spielen könnten. Anna Abraham (University of Georgia) ging der Frage nach, warum Kreativität ein so schwieriger Prozess ist, und betonte deren Individualität sowie die Tatsache, dass wir uns im Alltag nicht oft mit wirklich kreativen Aufgaben beschäftigen.
Die Podiumsdiskussion der Konferenz, moderiert von Jozsef Fiser (Central European University, Budapest) , brachte verschiedene Standpunkte zu den offenen Fragen rund um die Kreativität zu Tage. Auch wenn die genauen Mechanismen im Gehirn nach wie vor schwer fassbar sind, war die gemeinsame Begeisterung für das Vorantreiben und Erkunden neuer Forschungsrichtungen spürbar. Die Teilnehmenden erörterten viele potenzielle Mechanismen, darunter flexible Gehirnnetzwerke und oszillatorische Muster, wobei der Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit und künftigen Entdeckungen lag.
Die informellen Diskussionen und das Netzwerken gaben neben den Vorträgen Anstoß zu neuen Ideen und Partnerschaften. „Die Konferenz war fantastisch“, so Mitorganisator Jens-Bastian Eppler. „Wir bewegen uns in eine unglaublich interessante Richtung - eine große Chance für FIAS und andere auf diesem Gebiet, die faszinierenden und komplexen Grundlagen der Kreativität zu erforschen.“ Die Konferenz „Bridging Fields in Creativity“ legte erfolgreich den Grundstein für die zukünftige interdisziplinäre Erforschung der neuronalen Mechanismen der Kreativität. Derart inspiriert und motiviert wollen die Teilnehmenden diese spannende Reise fortzusetzen: Erste Pläne sind gemacht, Anträge in Arbeit und ein „Opinion Paper“ wird den Ausgang der Konferenz zusammenfassen.